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Mosel von Trier nach Traben-Trabsch

 

Donnerstag, 01.08.1996

Die Hagener Crew, Detlev und Detlef, reisten bereits am Donnerstag zur Übernachtung in der Basis an. Hier wurden auch mit dem Fahrtenleiter Werner Nockemann die letzten Einzelheiten besprochen. Durch das großzügige Angebot von Vater Matzke, sein Auto zur Verfügung zu stellen, wurde auch das bisher ungelöste Fahrzeugproblem geklärt.
Renate überlegte auch noch mit zu kommen, bis sie darüber informiert wurde, daß es sich bei der geplanten Expedition nicht um eine Tagestour handelt.
Werner bewies an diesem Abend, daß er sich bestens mit Damen auskennt, denn er schlug zweimal Renate in diesem alten, traditionellen Brettspiel.

 

Freitag, 02.08.1996

Pünktlich wurde mit dem Einsammeln der Mannschaft begonnen und die nötigen Einkäufe für die Verpflegung erledigt. Auch das Packen des Materials lief nach Zeitplan ab. Um 14.30 Uhr wurden dann auch die letzten beiden Expeditionsmitglieder in Lüdenscheid aufgenommen.
Staulos, aber mit argen Problemen der Zugmaschine des Anhängers bei Bergfahrten, erreichten wir endlich gegen 19.00 Uhr unser erstes Lager in Trier. Die erste Viertelstunde auf dem Trierer-Campingplatz-City war noch nicht ganz vollendet, da scharwenzelten auch schon die ersten Freier um das halb aufgebaute Lager und beobachteten intensiv das Zelt unserer weiblichen Expeditionsmitglieder. Sarah war mit größter Wahrscheinlichkeit nicht das Objekt der Begierde jener Jungs, doch sie stellte sich freiwillig zur Verfügung, um zu klären, was die jugendliche Männerwelt eigentlich wollte.
In der Zwischenzeit wurde an anderer Stelle das Abendessen vorbereitet. Da der Grillanzünder versagte, mußte die Holzkohle nach alter Pfadfindermanier mit einem kleinen Feuer zur Glut gebracht werden. Hierbei erwies sich ebenfalls Sarah als fleißigste Holzsammlerin.
Während die holde Weiblichkeit Schritt für Schritt verfolgt wurde, brutzelten die Putenbrustfilets bereits auf dem keimfreien Grillrost vor sich hin. Die Nacht vertrieb auch endlich die ungebetenen Gäste, und die Putenbrustfilets verweilten ebenfalls nicht mehr lange auf dem Grillrost.

 

Samstag, 03.08.1996

Die Spannung stieg! Würden wir tatsächlich das ganze Material in den Booten unterbekommen und dazu auch noch für acht Paddeler und einem Hund Platz haben? Das schien ebenfalls für die Jungs vom Vorabend von höchster Interesse zu sein! Oder? Es dauerte keine halbe Stunde, so war das Wunder vollbracht; die letzte Person stieg in das Kanu, und es konnte los gehen.
In der Trierer Innenstadt wurde für einen kleinen Bummel durch die Stadt angelegt. Leider war die Porta Nigra doch etwas weiter entfernt als man annahm, so daß sich der Bummel ein klein wenig in die Länge zog.
Da Hansi nicht so firm im Steuern von Canadiern war, wechselte Ratz in das Damenboot, was er später noch sehr bereuen würde. Der nächste Stop wurde beim Warenhaus Ratio gemacht, um die letzten Grundnahrungsmittel einzukaufen. Ratz und Werner, die dazu beauftragt wurden, waren der festen Überzeugung, daß es sich hierbei nur um eine Tüte Brot und zwei Fäßchen Bier handeln konnte.
In Kirsch wurde der nächste Zeltplatz gleich neben dem Moselradwanderweg gefunden. Nach dem Aufbau des Lagers nahmen unsere Mädels ein Bad in der Mosel, und man konnte nur hoffen, daß die Badenixen nicht die ganzen Jungs aus dem Dorf anlocken würden.
Das Anzünden der neuen Grillkohle erwies sich als unproblematisch, was allem Anschein nach auf einen Mangel der geklauten Grillkohle des TSV Dahl schließen ließ und nicht auf den am Vorabend für schuldig befundenen Grillanzünder. Werners Begeisterung über die Grillkohle nahm an diesem Abend kein Ende, und man hätte meinen können, daß er sie jeden Moment verspeisen würde. Aber auch die 20KM-Schnitzel waren nicht zu verachten.
Ob Detlev den Barcadi zur Verdauung oder zur inneren Anwendung gegen verspannte Schultermuskulatur einnahm, wurde bis spät in die Nacht hinein ausdiskutiert.

 

Sonntag, 04.08.1996

Trotz Auftankens mit einem Teller Smacks pro Mädel, versagte der Motor des "Dirty Harry" schon nach den ersten sieben Kilometern und kam nur noch stockend voran. Die Motorpanne machte sich durch unsinniges Singen und weibisches Gewäsch bemerkbar. Dabei bekam Steuermann Ratz nichts von den nudistischen Tätigkeiten, die sich links und rechts am Ufer der Mosel abspielten, mit. Im Gegensatz zu dem ansonsten halbblinden Hansi, der sogar das Glitzern der Schmuckringe an den Brustwarzen der weiblichen Nacktbadenden genauestens beobachten konnte.
Erholsam war der Schleusenstop bei Detzem. Die ansonsten nervigen Motorbootfahrer machten sich hier erstmalig positiv bemerkbar durch das kurzzeitige Abschleppen des manövrierunfähigen "Dirty Harry".
In Klüsserath wurde ein idealer Lagerplatz gefunden. Nach dem Duschen in der Mosel ging es in die Kneipe von Klüsserath, um einige größere Geschäfte zu erledigen. Um dabei nicht allzusehr aufzufallen, wurden natürlich auch zwei Runden im Biergarten bestellt. Als Werner die Toiletten besichtigen wollte, folgte Petzy ihm, natürlich samt dem Stuhl, an dem sie angebunden war.
Die Nacht wurde durch einen Besuch der Marsmenschen recht unruhig. Nach dem Werner und Ratz die Nacht mit Anschleichen und Robben durch Felder verbracht hatten, wurden die Marsmenschen als Klüsserather Jugend entlarvt und gestellt.

 

 

Montag, 05.08.1996

Am Morgen brannte der Lorenz bereits dermaßen, daß Ratz sich mit einer zwanziger Sonnencreme einschmieren wollte. Da diese im Lager nicht vorhanden war, schlug Hansi vor, zweimal die zwölfer zu nehmen.
Man weiß nicht genau, ob es an den zwei Tellern Smacks oder der Mezzo-Mix lag, aber wundersamer Weise lief der "Dirty Harry" bis zur Mittagspause einwandfrei und erreichte Trittenheim sogar als Etappensieger. Voreilig gab Ratz dafür eine Runde Eis aus. Aufgrund der Mittagshitze wurde hier eine längere Pause gehalten.
Auf der nächsten Etappe Richtung Piesport ereignete sich die Meuterei auf dem "Dirty Harry". Nach gwissen Spritzaktionen des Weibsvolks und zwei definitiven „Es reicht jetzt!“ des Steuermanns, schlug dieser vor, entweder er steige aus oder die Mädels. Daraufhin entschied sich die Mehrheit der Besatzung für Ratz. Somit mußte der "Dirty Harry" die letzten drei Kilometer mit einer Drei-Frauen Mannschaft weiter fahren.
Trotz Tarifvertrags gemäßen Überstundenpromille versagte der Dosenstampfer ab 21.00 Uhr Ortszeit jämmerlich.

 

 

Dienstag, 06.08.1996

Morgens um sieben war die Welt noch in Ordnung, morgens um acht regnete es dann auch schon. Der Dosenstampfer funktionierte heute wieder tadellos, somit wurde von einem Umtausch doch noch abgesehen.
Wegen der Meuterei vom Vortag wurde Hansi zum Kapitän des "Dirty Harrys" ernannt, in der Hoffnung, daß er die besseren Nerven behalten würde.
An der Moselloreley wurde eine kleine Höhlenbesichtigung unternommen.Wieder am Tageslicht angelangt, wurde mit Freuden festgestellt, daß es aufgehört hatte zu regnen. Die Fahrtenleitung versprach somit eine Pause kurz nach der Schleuse. Doch während die Boote in Wintrich langsam die Talfahrt antraten und die Tropfen von den nun trockengelegten, noch nassen Wänden hernieder rieselten, begannen auch schon erneut die Wolken ihre gespeicherten Wassermengen frei zu geben. Somit verlegte die Fahrtenleitung die Pause auf die nächste Brücke. Die kam dann auch endlich nach zwölf Kilometern Badewanne-Fahren, wurde jedoch im Moment des Anlegens überflüssig, da die Sonne wieder durch die Wolkendecke zum Vorschein kam. So konnte man die Rast beruhigt neben der Brücke zelibrieren. Die Sonnenstrahlen wurden auch zum Trocknen der leicht durchnäßten Kleidung ausgenutzt. So saß man halb nackt bei einer wohlschmeckenden Aldi-Fleischwurst und Brötchen beisammen.
Nach dem Trockenlegen ging es weiter Richtung Bernkastel-Kues. Wegen Zeitmangels (oder war es doch nur wegen der fußfaulen Mannschaft?) wurde von der Besichtigung der hiesigen Burgruine Landshut abgesehen.
Das Anlegen in Gaarch fürs nächste Lager wurde fast zum Desaster. Beim Entladen der Boote näherte sich der Ozeanriese „Italia“ mit einem hintersichherziehenden Wellenberge, der zur Folge hatte, daß die sich noch im Wasser befindlichen Boote kräftig durchgeschüttelt wurden und vor dem Kentern gerettet werden mußten. Ratz mußte nach dieser Aktion leider feststellen, daß die zuvor sorgsam getrockneten Kleidungsstücke einer erneuten Sonnenstrahlenbehandlung bedurften. Am Abend wurde von Hobby-Chirurg Werner der Fuß von Melina operiert, er mußte aber schweren Herzens von einer Amputation absehen.

 

Mittwoch, 07.08.1996

Der am Abend geschmiedete Plan wurde am Morgen in die Realität umgesetzt. Werner übernahm zur Überraschung der Mädels den "Dirty Harry" um wieder Zucht und Ordnung in diese Angelegenheit zu bringen. Dies bedeutete:

1. Erholung für Werner, nach den Strapazen der letzten Tage ein Canadier fast alleine über die Mosel zu steuern.
2. Massive, gewissenlose und unmißverständliche Kommandos für die Mädels bei Ausfall jeglicher Paddelbewegung!
3. Eine anstrengende Fahrt für Ratz, der nur auf die Mithilfe von Sarah beim Paddeln hoffen konnte.

Die Taktik ging gut auf und man erreichte im geschlossenen Verband Traben-Trabach.
Um den Wellen der anlegenden und abfahrenden Ausflugsdampfer zu entgehen, paddelten wir in einen in die Mosel mündenden Fluß aufwärts, der sich allerdings eher als Abwasserkanal bezeichnen lassen konnte. Die zuvor von Hansi unternommenen extremen, akrobatischen Übungen unter der kaum dackelhohen Brücke, um seinen Harn abzulassen, haben ihn dermaßen beansprucht, daß es hochgradige Probleme beim Anlegen und Aussteigen gab. Dabei mußte unter erschwerten Bedingungen die Geldbörse von Detlev aus den Tiefen der Mosel geborgen werden.
Mit dem Paddeln war es bei den Mädels nicht weit her, aber beim Haare kämmen kamen sie der Loreley fast nahe, somit war es auch kein Wunder, daß an diesem Tag die Bürste ein klein wenig schlapp machte, doch der Dosenstampfer brachte diese in sehr kurzer Zeit wieder in Ordnung, und die Moselschiffer mußten wieder gehörig auf der Hut sein, um nicht von ihrem Kurs abzuweichen.

 

Donnerstag, 08.08.1996

Heute wurde früh aufgestanden, jedenfalls die Fahrer der noch in Trier stehenden Autos.
Die ersten Probleme des Tages lauerten bereits beim Frühstück auf, das Brot war schimmelig geworden. Werners Aktion, dem Anglerehepaar dieses Brot für das Anfüttern der Fische anzudrehen, brachte uns unerwartet im Tausch ein fast frisches Brot ein. Gestärkt ging es Richtung Bahnhof. Das Rumoren in Detlevs Bauch wurde Schritt für Schritt schlimmer. Leider waren die Bahnhofstoiletten defekt und eine Oma, die am Schalter eine Fahrkarte nach der anderen erstand, ließ uns den Zug und somit auch die dort befindlichen WC´s vor der Nase wegfahren. Schnellstens wurden im Café zwei Kännchen bestellt und dem Darmentleeren stand somit nichts mehr im Weg. Trotz dieser Umstände gelangte man doch noch in Trier an und unternahm einen entspannenden Stadtbummel, bevor man zum Lager zurückkehrte.
Während dessen übernahm Werner die Führung in Traben-Trabach. Auf halbem Wege zur Ruine Grevenburg wurde wegen der Hitze der Fußmarsch abgebrochen und ein Bad in der Mosel stattdessen bevorzugt.
Aus Trier angekommen, ging es anschließend mit den Autos Richtung Freibad. Hier konnte dann auch endlich der Dreck der letzten Woche abgewaschen werden.

 

 

Freitag, 09.08.1996

Morgens wurde man von einem von der Wasserpolizei aufgeschreckten Werner aus dem Schlaf geholt. Voller Panik, Strafe für illegales Zelten zu zahlen, wurden wir zum Abbau des Lagers angetrieben. Nur kurze Zeit wurde uns für ein Frühstück gewährt. Es war das erste Mal, daß wir innerhalb dieser Woche bereits 10.00 Uhr startklar waren.
Entlang der Mosel bis Cochem ging die Fahrt gegen die Heimat. Ein letzter Blick auf die Weinberge wurde geworfen, bevor man in der unendlichen Weite der Eifel auf die A48 entschwand. Pinkelpause, Pinkelpause, Pinkelpause und schon hatte man Wenden erreicht, wo man in einem Schnellrestaurant den obligatorischen Milchshake zu sich nehmen konnte.
Falls man Milchshakes verdauen kann, so war er noch nicht vollständig zersetzt, da saß man auch schon bei Familie Matzke bei Kaffee und Kuchen, um zwei von den drei Nervensägen abzuliefern. Man freute sich über Melinas Teint, den sie während der sonnigen Woche bekommen hatte, andere waren darüber glücklich, daß sie nicht von Scotty belästigt wurden. Auch die dritte Nervensäge wurde problemlos ausgeliefert, und man konnte sich auf eine erholsame nächste Woche vorbereiten.

 

 

 

Die Mannschaft '96:

 

 

Mannschaft 1996
Von links nach rechts: Hansi, Werner, Ratz, Detlev, Sarah, Melina, Verena, Vanessa